Freitag, 19. September 2008

Gebärdensprache für Babys



Wie viele von Euch wissen, gibt es in meiner Familie seit ungefähr einem Jahr ein Baby. Ansich eine prima Sache, so ein Baby. Ich denke, sie hat mich lieb. Sie schmeißt mich durch die Luft, beißt mir in die Nase, räumt mein Bett aus und riecht an meinem Kopfkissen. Ich denke, ja, sie hat mich lieb.

Aber zurück zu meiner Familie. Eltern kommen auf merkwürdige Gedanken, sobald ein Baby im Haus ist. Allem voran muss das Baby natürlich unterhalten und bei Laune gehalten werden. Das fängt mit Babyschwimmen an (ich für meinen Teil gehe grundsätzlich nur in meinem schicken blauen Membrantrockentauchanzug Extender BMS aus hochwertigem Trilaminat ins Wasser, aber die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden): Woche für Woche wird das arme Ding unter die Dusche gestellt und dann im pumslauen Wasser des örtlichen Altersheimes ("Residenzen" schimpft sich dieser Verwarungsort für alte Menschen) versenkt. Da wird mit schwimmenden Spülbürsten (!!!) gespielt und über Leitern geklettert. Und das Beste: dem Baby gefällts.
Aber gut, wo war ich. Richtig, es ging um mehr oder weniger sinnvolle Baby-Unterhaltung-Programme. Nächste Aktivität: einmal die Woche Musikschule. Ein Geschenk von der Oma. So wie unser Baby virtuos auf ihrem Chicco-Superklavier herumklimpert, sind ihre Eltern sowieso schon davon überzeugt, einen kleinen Mozart großzuziehen. Jeden Freitag ist also Musikschule angesagt. Hier wird mit dem Teddy gesungen, mit Teedosen geklappert und die Babys werden unter einem großen bunten Tuch versteckt. Ruhe im Karton. Und das beste: dem Baby macht es Spaß! Und der Mama auch! Und die Oma steht auch schon Schlange! Menschen...
Der allerneuste Spleen ist jetzt also ein Kurs für Gebärdensprache. Nächste Woche geht es los. Der kleine Wurm kann gerade mal Hammmm und Da sagen. Kann noch nicht laufen, nicht alleine essen, nicht schwimmen (trotz Schwimmkurs seit dem 3. Lebensmonat!!!). Sie kann weder Radfahren noch im Internet einen Blog eröffnen und per Zwölf-Finger-System in die Tasten hauen. Man sollte also meinen, dass es ein paar wichtigere Dinge gibt, die ein Mensch lernen sollte, bevor er sich mit Gebärdensprache befasst. Ist meine Familie doch dem frühkindlichen Förderwahn erlegen? Wird das Baby als nächstes suaheli lernen und mit zwei Jahren ihren Führerschein machen? "Neeeeeeein" sagt die Mutter. Keine Frühförderung nur Spaß an der Sache. Und vielleicht versteht man dann besser, was "Da!", "Da!", und "Da!" bedeuten.
Na denn..., wir verstehen uns....


Ich verschwinde jetzt erst mal zu meinem Bauchtanzkurs.

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